
Viele Videograf:innen halten sich beim Filmen streng an die sogenannte 180°-Shutter-Regel – doch nur wenige verstehen, wann und warum sie wirklich sinnvoll ist. Dieser Artikel räumt mit einem der größten Missverständnisse in der Videopraxis auf und zeigt dir, wie du dir mit einem kleinen Trick maximale Flexibilität im Schnitt erhältst.
Die 180°-Regel (im Zusammenhang mit Shutter Speed, nicht zu verwechseln mit der Achsenregel) besagt:
Verschlusszeit = 1 / (2 × Framerate)
Heißt konkret:
Diese Regel sorgt für natürlich wirkenden Motion Blur – vergleichbar mit dem, was wir vom menschlichen Auge und klassischen Kinofilm kennen.
Viele filmen mit hohen Framerates wie 100 oder 120 FPS, um später Slow-Motion nutzen zu können. Soweit, so gut. Doch häufig wird der Shutter Speed entsprechend verkürzt – etwa auf 1/200s bei 100 FPS. Was dabei oft übersehen wird: Wird das Material später in Echtzeit abgespielt (z. B. 25 FPS), fehlt die natürliche Bewegungsunschärfe. Das Bild wirkt dann „staccato-artig“, zu scharf, fast künstlich. Die Szene sieht technisch aus – nicht cineastisch.

Der entscheidende Punkt ist: Nicht die Aufnahme-FPS bestimmen den Look – sondern die Abspielgeschwindigkeit. Wenn du Material mit 100 FPS aufnimmst, es aber in Echtzeit (z. B. 25 FPS) wiedergibst, solltest du auch den Shutter auf 1/50s stellen, um echten Motion Blur zu erzeugen. Aber: Das geht technisch oft nicht, weil du bei hoher FPS vom System zu kurzen Shutterzeiten gezwungen wirst.
Gerade bei Events, Dokus oder flexiblen Drehs weißt du oft nicht im Voraus, welche Shots du später verlangsamen willst.
Mein Tipp für solche Fälle:
Filme mit 50 FPS – aber mit einer Verschlusszeit von 1/50s.
Die 180°-Regel ist ein guter Ausgangspunkt – aber kein Dogma. Wenn du mit 50 FPS bei 1/50s filmst, bekommst du: